29.04.2020
Erste Hilfe in Corona-Zeiten
Erste Hilfe-Maßnahmen müssen auf die individuelle Situation angepasst werden
Ibbenbüren (28.04.2020). Einfach so spontan Hilfe leisten, wenn es einem Menschen schlecht geht? Im Normalfall für viele eine Selbstverständlichkeit. Und für das DRK als Organisation, welche im Tecklenburger Land im vergangenen Jahr rund 7.500 Menschen in Erste Hilfe geschult hat, eine echte Herzensangelegenheit. Gilt hier doch sonst die Prämisse „Helfen kann und soll jeder“.
In Zeiten der Abstandsregelung und der parallel bestehenden Angst vor Ansteckung scheint es auf den ersten Blick unmöglich zu helfen. Trotzdem ist Jörg Beimdieck, Fachberater Erste Hilfe beim DRK Kreisverband Tecklenburger Land, mit Blick auf die Empfehlungen vom DRK-Bundesverband sicher: „Erste Hilfe - Maßnahmen müssen auf die individuelle Situation angepasst werden“.
Beimdieck verweist an dieser Stelle weiter auf die Empfehlungen des DRK-Bundesarzt Dr. Peter Sefrin:
1. An erster Stelle steht immer die eigene Sicherheit, gerade jetzt, da mit der Ansteckungsgefahr ein zusätzliches Risiko besteht. Wenn möglich, sollte der Mindestabstand von 1,50 Meter gewahrt werden, dies liegt jedoch im Ermessen der helfenden Person. Wenn näherer Kontakt notwendig ist, zum Beispiel bei Verletzungen, sollten Mund und Nase der hilfebedürftigen Person mit einem Tuch abgedeckt und auch das eigene Gesicht geschützt werden.
2. Unabhängig von der Distanz ist es auch eine wesentliche Erste Hilfe, wenn immer möglich, den Notruf 112 anzurufen und mit dem Betroffenen zu kommunizieren: beruhigen, darüber informieren, dass Hilfe unterwegs ist, und so lange bleiben, bis der Rettungsdienst vor Ort ist.
3. Bei einem Herz-Kreislaufstillstand sollte in der aktuellen Situation auf die Mund-zu-Mund-Beatmung verzichtet und nur die Herzdruckmassage durchgeführt werden (100- 120 Mal pro Minute) – und zwar solange, bis der Rettungsdienst übernimmt.
4. Die Helferin oder der Helfer sollte den Einsatzkräften die eigenen Kontaktdaten geben, um erreichbar zu sein, für den Fall, dass bei der betroffenen Person nachträglich eine infektiöse Erkrankung festgestellt wird.
5. Menschen, die zu einer Risikogruppe zählen, sollten grundsätzlich zu Hause bleiben. Werden sie dennoch draußen Zeuge eines Notfalls, müssen sie abwägen, ob Hilfeleistungen an Fremden unter Rücksichtnahme auf die eigene Sicherheit möglich sind.
6. Ein Risikopatient mit Symptomen sollte an einem Patienten keine direkte Erste Hilfe leisten, sondern sich auf die Organisation der Hilfe beschränken und den Notruf 112 wählen.
Natürlich betrifft das Thema der Ersten Hilfe, besonders den Bereich der Breitenausbildung beim DRK im Tecklenburger Land. „Aktuell gilt für die Erste Hilfe-Kurse eine Aussetzung bis zum 31. Mai“, so Lea Prodan, Koordinatorin der Breitenausbildung beim DRK. Weiter erklärt Prodan: „Mit Blick in die Zukunft stellen die geforderten Hygiene-Maßnahmen keine Schwierigkeit dar, da diese immer fester Bestandteil unserer Schulungen waren. Allerdings müssen die Kurse mit Blick auf die Abstandsregelung zukünftig ganz neu gedacht werden.“
Bildunterschrift: Das Bild zeigt die Einübung der Herzdruckmassage (Dezember 2019).
« zurück
|